11. März 2025

Von der Idee zur Serienreife

Die Entwicklung des ROTWILD R.EXC

Jede Innovation beginnt mit einem Impuls. Ein Gedanke, der sich entzündet und den Entwicklungsprozess in Gang setzt. Mit dem Antrieb, Bestehendes zu übertreffen: schneller, präziser, leistungsfähiger. So entsteht die Vision eines neuen Fahrradmodells: angetrieben von Inspiration und dem Streben, Grenzen zu überwinden. Doch zwischen dem ersten Konzept und der ersten Testfahrt liegen unzählige Stunden, Wochen und Monate intensiver Entwicklung, Tests und Optimierungen.

In dieser Serie möchten wir einen Blick hinter die Kulissen gewähren und zeigen, was alles zum Entwicklungsprozess eines E-Mountainbikes gehört. Von der ersten Idee über die technische Konzeption bis hin zu Prototypentests und Feinabstimmung – wer involviert ist, welche Prozesse nötig sind und wie viel Herzblut in jedem neuen ROTWILD Bike steckt. Stellvertretend lassen wir drei wichtige Personen und Säulen des Prozesses zu Wort kommen: Entwickler Lutz Scheffer, Testfahrer Claudio Caluori und Teamfahrer Torben Drach. Sie alle haben nicht nur ein Wörtchen mitzureden, sondern jede Menge zu erzählen – vom ersten Funken einer Idee bis zur Serienreife des ROTWILD R.EXC.

Das Entscheidende ist, eine Idee ins Rollen zu bringen. Und genau so funktioniert es auch im Entwicklungsprozess bei ROTWILD. Alles, was wir als spannendes Projekt betrachten, durchläuft einen iterativen Prozess. Unser Design-Team beginnt mit dem Skizzieren von Fahrradstrukturen, definiert die Kinematik und Geometrie. Diese Entwürfe mögen zwar noch weit von der Realität entfernt sein, aber sie geben bereits eine klare Richtung für das Bike vor.

Die Revolution im Race-Enduro – Das ROTWILD R.EXC

Ein Enduro-E-Mountainbike zu entwickeln, ist eine echte Herausforderung. Dieses Bike muss Eigenschaften vereinen, die eigentlich gegensätzlich sind: leichtfüßig und kraftvoll bergauf, laufruhig und kontrolliert bergab. Jedes Detail zählt – die perfekte Geometrie, ein leistungsstarker Antrieb und ein Fahrwerk, das bergauf stabil bleibt und bergab maximale Kontrolle bietet. Schon eine kleine Abweichung kann das gesamte Konzept aus dem Gleichgewicht bringen. Seit über 25 Jahren steht ROTWILD für das Streben nach dem bestmöglichen Bike. Dafür verlassen wir bekannte Pfade und wagen Neues. So entstand auch das Weltcup Race-Enduro, das ROTWILD R.EXC. Verantwortlich für die Entwicklung war Lutz Scheffer, Visionär, Industriedesigner und seit vielen Jahren für das Engineering Team von ROTWILD tätig. Gemeinsam mit Firmengründer Peter Schlitt entwickelte er ein Bike, das perfekt den Kern unserer Marke verkörpert.

Die Entwicklung eines neuen Produkts ist ein intensiver Prozess, der kreative Visionen und präzise Teamarbeit vereint. Von der ersten Idee über den Prototyp bis hin zu Praxistests und der Serienreife – jede Phase erfordert die enge Zusammenarbeit von Entwicklern und Sportlern. Diese Partnerschaft stellt sicher, dass das Produkt nicht nur auf dem Papier, sondern auch unter realen Wettkampfbedingungen überzeugt. So entsteht aus einer Vision ein marktreifes Produkt, das Leistung und Innovation verbindet.



Die Herausforderung: Ein Race-Enduro ohne Schwächen

Wir starteten mit einem „weißen Blatt Papier“ – ohne feste Vorgaben. Von Anfang an war klar: Das R.EXC sollte kein modifiziertes Modell sein, sondern etwas völlig Neues. „Unser Ziel war ein E-Enduro, das sowohl bergauf als auch bergab überragend ist – das ist die Königsdisziplin“, erklärt Lutz Scheffer die Herausforderung.

Lutz weiß, wovon er spricht. Als leidenschaftlicher Mountainbiker ist er fast täglich im alpinen Gelände unterwegs und sammelt dabei Ideen für neue Projekte. Beim R.EXC verfolgten wir ein klares Ziel: das beste E-Enduro auf dem Markt zu entwickeln – kompromisslos, innovativ und leistungsstark, ganz im Geiste der ROTWILD Rennsport-Tradition.

Die Frage war einfach, die Antwort komplex: Was macht ein perfektes E-Race-Enduro aus? Ein Kletterkünstler, der bergauf schnell und technisch versiert ist, selbst auf Wurzelteppichen und felsigen Anstiegen. Ein Bike, das bergab die Grenzen des Machbaren ausreizt: präzise, agil, intuitiv, als würde es die Linie vor dem Fahrer erahnen. Ein Werkzeug, das sich jedem Gelände und Fahrstil anpasst – ohne schwerfällig zu wirken oder an Robustheit zu verlieren. „Was du bergauf im Rennen verlierst, holst du bergab nicht mehr auf“, so Scheffer. „Das Bike muss in jeder Situation performen. Es gibt keine zweite Chance.“



Der Anfang: Alles ist möglich

Uns war von Beginn an klar: Um Benchmarks zu setzen, reicht es nicht, bestehende Konzepte zu verändern. Wir mussten von Grund auf neu denken. „Unser Ansatz war, die Kinematik komplett neu zu entwickeln“, sagt Lutz Scheffer. „Das führte uns zum Mid-High-Pivot-System – einem völlig neuen Konzept.“ Unser Entwicklungsprozess lebt davon, Bestehendes zu hinterfragen und schrittweise zu verbessern. Basis dafür sind unser Ingenieurswissen, langjähriges Know-how und die Leidenschaft, Ideen immer wieder neu zu denken.

Doch bevor auch nur ein Stück Aluminium gefräst oder ein Bauteil getestet wurde, legten wir die Eckpfeiler des Designs fest. Am Computer entstand ein Bike, das es so noch nie gegeben hatte – in einem für ROTWILD ungewöhnlichen Design. Mit 3D-Modellen und Simulationen wurden zentrale Fragen geklärt: Wie lang muss der Reach sein, um Stabilität und Kontrolle zu garantieren? Wie flach darf der Sitzwinkel sein, ohne an Uphill-Performance zu verlieren? Wie verbindet man Laufruhe mit Spritzigkeit? „Die Möglichkeiten des 3D-Drucks eröffneten es uns, präzise Anpassungen an Anbauteilen und Rahmen bis ins kleinste Detail vorzunehmen und frühzeitig zu testen,“ erinnert sich Entwickler Scheffer. „Jede noch so kleine Entscheidung haben wir mit Akribie und Leidenschaft getroffen – immer mit dem Ziel, ein Bike zu schaffen, das unseren höchsten Ansprüchen gerecht wird.“

Diese Phase ist der Moment der unendlichen Möglichkeiten. Alles ist formbar, kein Detail unumstößlich. „Für uns ist dieser Schritt entscheidend“, erklärt Scheffer. „Denn Geometrie und Kinematik sind die Basis für das unverwechselbare Fahrgefühl, das jedes ROTWILD Bike auszeichnet. Es ist wie das Fundament eines Hauses: unsichtbar, aber entscheidend dafür, wie sich später jeder Raum, jede Linie anfühlt.“ Mit jedem Entwurf nahm die Idee weiter Gestalt an. Doch zwischen Simulation und Realität liegt ein großer Schritt. Der erste Prototyp ist nicht das Ziel, sondern nächste Schritt – ein Anfang, der uns erlaubt, noch weiter zu denken. Und dieser Anfang trägt stets dieselbe Verheißung: Alles ist möglich.




Das Mid-High-Pivot-System: Eine Revolution der Hinterbau Kinematik

Das Herzstück des R.EXC kristallisierte sich schnell heraus: das Mid-High-Pivot-System, eine radikale Neuerung in der Hinterbau Konstruktion. Dieses System verschiebt den Hauptdrehpunkt des Hinterbaus an eine ungewöhnliche, neue Position.

„Der Drehpunkt sitzt weiter oben und weiter vorne als bei herkömmlichen Bikes,“ erläutert Scheffer. „Dieses Design bringt entscheidende Vorteile mit sich: Durch den höheren Anti-Squat-Wert bleibt das Bike stabiler im Federweg, was die Kraftübertragung beim Pedalieren spürbar optimiert. Anti-Squat beschreibt den Widerstand des Hinterbaus gegen Einsinken beim Pedalieren. Das Mid-High-Pivot-System des R.EXC sorgt durch konstante Anti-Squat-Werte über den gesamten Federweg für maximale Effizienz und Stabilität.“

Beim Beschleunigen oder Bergauffahren verlagert sich die Radlast, was das Hinterrad zusätzlich belastet. Ohne Gegenmaßnahmen würde die Federung absacken („Squat“), was die Geometrie des Bikes negativ beeinflusst: Das Tretlager sinkt ab, der Sattelwinkel wird flacher, und das Vorderrad könnte sogar abheben. Um dies zu verhindern, nutzen wir das Anti-Squat-Prinzip. Der Kettenzug erzeugt eine Kraft, die das Absacken der Hinterradfederung verhindert. Basierend auf unserer Erfahrung mit E-MTBs überkompensieren wir das Absacken um 10-25%, um die Federung im Fahrbetrieb stabil zu halten. Bergauf wirken zwei Faktoren: Das Bike steht schräg, und die Zugstufendämpfung des Federbeins ist 3-4-mal stärker als die Druckstufe. Dadurch sinkt die Federung tiefer ein. Beim R.EXC bleibt das Anti-Squat jedoch stabil, besonders in der Gangkombination 34 x 45 (für steile Anstiege), wo es bei 113–115,5 % liegt. Dies sorgt für genug Gegenhalt, während das Fahrwerk aktiv bleibt und Traktion bietet. Im Downhill und beim Pedalieren in der Ebene ergibt sich durch die höhere Übersetzung (16x45) des Kettenantriebs ein wesentlich niedrigeres Beschleunigungsvermögen. Weil die Kettenzugkräfte wesentlich weniger wirksam sind., muss das Anti-Squat höher sein, um die Vorteile zu erhalten. Das Diagramm zeigt den effektiven Anstieg des Anti-Squats über den gesamten Federweg, was kraftvolle Spurts stabilisiert und mehr Vortrieb ermöglicht.

Traditionellerweise wird das Anti-Squat auf 100% im SAG kalibriert. Klassische Anti-Squat-Kinematiken haben allerdings den großen Nachteil, dass sie über den Federweg stark schwanken. Zu Beginn des Federwegs ist das Anti-Squat zu hoch, am Ende zu niedrig. „Mit diesem grundlegenden Problem haben wir aufgeräumt,“ beschreibt Lutz Scheffer die Technik weiter. „Durch den Mid-High-Pivot halten wir das Anti-Squat über den gesamten Federweg konstant hoch. Beim R.EXC erreichen wir in der Gangkombination 34-45 durchgehend 120 % Anti-Squat – ein einzigartiges Ergebnis in der Kinematik-Welt.“ Der Grund für 120% statt der üblichen 100% liegt in der enormen Leistung moderner E-MTB-Motoren. In sehr steilen Anstiegen verlagert sich die Radlast stark auf das Hinterrad. Um ein Einsacken der Federung zu verhindern, ist eine starke Anti-Squat-Unterstützung von 120% notwendig. So sorgt das System auf technischen Trails oder steilen Anstiegen für herausragende Stabilität. Das Fahrwerk bleibt aktiv und sackt nicht ab, was eine gleichmäßige Traktion garantiert.

„Durch die vorverlagerte Position des Mid-High-Pivot-Drehpunktes ergibt sich ein längerer Schwingarm mit einer spürbar harmonischeren, weniger gekrümmten Raderhebungsbahn“, erklärt Lutz Scheffer weiter. „Das Ergebnis ist ein kontrolliertes und vorhersehbares Fahrverhalten, selbst im anspruchsvollen Gelände.“

Ein weiterer Vorteil des Designs: Der Verzicht auf Kettenumlenkrollen. Die spezielle Position des Mid-High-Pivot macht diese überflüssig, das reduziert Reibungsverluste und Geräusche signifikant. „High-Pivot-Systeme haben eine Reihe von Nachteilen, die wir nicht akzeptieren wollten“, so Scheffer. „Dazu gehören die störende Umlenkrolle, ein hohes Anti-Rise, das das Hinterrad beim Bremsen stempeln lässt, und eine starke Veränderung der Kettenstreblänge beim Einfedern. , die das Ziehen des Bikes erschwert. Das macht es deutlich schwerer das Bike in bestimmten Fahrsituationen auf das Hinterrad zu ziehen.“ Mit dem Mid-High-Pivot-Konzept wurden diese Probleme gelöst: niedriges Anti-Rise, minimale Kettenstreblängenänderung und entsprechend kaum mehr vorhandener Pedalrückschlag. „Unsere Konstruktion vermeidet die Schwachstellen anderer Systeme und bietet ein direkteres, kraftvolleres Fahrerlebnis“, betont Scheffer.

Diese Kombination aus Innovation und Funktionalität setzt neue Maßstäbe – für ein Bike, das sowohl auf dem Trail als auch bei Anstiegen überzeugt.


Das Box-Design: Symmetrie trifft Stabilität

Eine weitere Innovation des R.EXC ist das markante Elevated Box Design der Schwinge. Als leidenschaftlicher Trackday- und Langstreckenrennen-Motorradfahrer entwickelte Lutz Scheffer eine motorradinspirierte Konstruktion. Die Monobox-Struktur bietet enorme Stabilität für einen verwindungssteifen Hinterbau mit einer optimalen Balance zwischen notwendigem Torsionsflex sowie lateraler und seitlicher Steifigkeit. „Im Gegensatz zu herkömmlichen Bikes mit asymmetrischen Hinterbauten, haben wir einen unkonventionellen Weg gewählt,“ erläutert Scheffer. „Wir haben die Kettenstreben oben geführt. Dadurch konnten wir die Schwinge symmetrisch und voluminös gestalten.“

Die innovative Konstruktion eröffnet dabei mehrere bedeutende technische Vorteile. Das symmetrische Steifigkeitsverhalten sorgt dafür, dass das Bike in Kurven äußerst präzise und gleichmäßig reagiert – und zwar vollkommen unabhängig von der Fahrtrichtung. Dies schafft ein vorhersehbares und kontrolliertes Fahrgefühl. Die Monobox-Konstruktion reduziert unerwünschte Verwindungen und erhöht die Rahmensteifigkeit deutlich.

Die Monobox-Schwinge kombiniert einen harmonischen Torsionsflex mit hoher Steifigkeit in allen Raumdimensionen. Diese einzigartige Mischung überträgt sich direkt auf die Fahrdynamik und ermöglicht dem Fahrer eine präzisere Kraftübertragung und ein stabileres Handling in allen Fahrsituationen. Wir haben mit dem Box-Design eine hohe Kettenzugsteifigkeit, was das unerwünschte „Fishtailing“, also ein unerwünschtes Hinterradlenken, wirkungsvoll verhindert. Gleichzeitig ermöglicht die Box-Schwinge einen harmonischen Torsionsflex, der vollkommen symmetrisch ist, egal ob in Links- oder Rechts-Schräglage. Dieser Torsionsflex, welcher wie ein extra Stoßdämpfer wirkt, befindet sich exakt auf dem Niveau, welches wir für ein hohes Grip-Level auf traktionsarmen Untergründen benötigen.

Mit diesem Design setzt das R.EXC neue Maßstäbe in Sachen Stabilität und Fahrverhalten.

Das ROTWILD R.EXC

Überblick

  • Rahmen: Vollcarbon aus High Modulus Carbonfasern, handgefertigt
  • Federgabel: 170 mm Federweg / Fox Float 38 Factory Kashima
  • Dämpfer: verstellbarer Federweg 160/150/145 mm / Fox Float X 2-Pos Adjust EVOL LV Factory Kashima
  • Reifendurchmesser vorne: max. 29x2.6
  • Reifendurchmesser hinten: max. 27,5x2.6
  • Zulässiges Gesamtgewicht: 130 kg
  • Motor: Shimano EP801 / bis zu 85 Nm Drehmoment
  • Batterie: IPU Carbon / effektive 820 Wattstunden / 4,5 A Ladegerät
  • Farbe: Red Transparent
  • Größen: S / M / L / XL
  • Gewicht: 22,0 kg

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„Was du bergauf im Rennen verlierst, holst du bergab nicht mehr auf.
Das Bike muss in jeder Situation performen. Es gibt keine zweite Chance.“

Lutz Scheffer, Entwickler